Clickball

Wie alles anfing: Klaus Kaiser, ehemaliger und inzwischen leider verstorbener Vereinspräsident meines Tischtennisvereins TTZ SPONETA Erfurt e.V. stammte aus einer Karnevalshochburg. Als gute Tradition organisierte Klaus erstmalig Anfang der 2000er Jahre ein Fastnachts-Brettchenturnier. Hierfür ließ er 30 übergroße Bretter aus einfacher Pressspanplatte anfertigen. Das Fastnachtsturnier ist seitdem fester Bestandteil im Vereinskalender. Im Laufe der Zeit perfektionierten einige Spieler des Vereins den Umgang mit den einfachen Brettern. Für die Spielsaison 2012/2013 hatten der Antser e.V. und ich eine Aktion ins Leben gerufen: „Schlag den Leu“. Die Idee: jeder konnte mich im Laufe der Saison für 5 Euro Einsatz zu einer Brettchen-Partie herausfordern. Wer gewann, bekam seinen Einsatz zurück plus weitere 5 Euro aus meiner eigenen Tasche. Die Erlöse der Aktion spendete ich dem Antser e.V. für seine gemeinnützigen Aktivitäten. Am Ende kam so eine dreistellige Summe zusammen.

Im Herbst 2012 suchte ich eines Abends nach internationalen Brettchen-Turnieren und stoß eher zufällig auf eine Seite Namens World Championship of Ping Pong. Eine Weltmeisterschaft in London mit irgendeinem eigenartigen Schläger. Tischtennis spielen mit einheitlichen Schlägern, die nur mit Sandpapier beklebt sind und 100.000 Dollar Preisgeld. Das klang verrückt. Ein Bewerbungsformular stand zum Download bereit, ich sollte meine Weltranglistenposition im Tischtennis oder Ping Pong eintragen, oder eine andere Nationalranglistenplatzierung. Größte Erfolge im Ping Pong lautete eine andere Angabe. Hier hatte ich den Sieg beim Sandershäuser Pfingstturnier in der Brettchenklasse eingetragen. Ich schickte die Bewerbung in Richtung London und hatte die Aktion schon am nächsten Morgen wieder vergessen. Eine Woche später erhielt ich eine E-Mailantwort, in der mir die Teilnahme an der World Championship of Ping Pong zugesagt wurde. Irre, unfassbar und total konfus beschreibt wohl am besten, wie ich mich fühlte. Keine zwei Monate später stand ich als einziger deutscher Teilnehmer an einem der acht Vorrundentische mitten im Londoner Alexandra Palace. Bislang kannte ich den Ally Pally nur von der Darts-WM, wenn Phil Taylor eine 180 nach der anderen wirft. Aber es war nicht Darts sondern Ping Pong. Und es war auch nicht Phil Taylor, sondern mein Auftaktgegner und mehrfache schottische Meister Gavin Rumgay. Sportlich mitzuhalten, wäre übertrieben und vermessen gewesen. Aber die Atmosphäre zwei Tage aufsaugen, Einmaliges erleben und live mit dabei zu sein, wenn ein Master of Cermony zwei Gladiatoren zum Duell in eine Arena ruft, die mit Lichtern und Lasern ausgestrahlt ist und überall TV Kameras von Sky Sports UK, das sind die Erlebnisse und Erinnerungen, die geblieben sind.

Noch während des Rückflugs nahm ich Kontakt zu den Veranstaltern auf und bot an, für die kommende Weltmeisterschaft ein Qualifikationsturnier in Deutschland ausrichten zu wollen. Ein entscheidender Moment. Keine neun Monate später fand am 26. Oktober 2013 in Erfurt der 1. Deutsche Clickball Cup mit 64 Teilnehmern aus dem gesamten Bundesgebiet statt. Was war passiert? Niemand kannte bislang diese Art von Tischtennis mit Sandpapierschlägern. Und wie macht man etwas populär, was keiner kennt? Ein prägnanter Name musste her. Das war die Geburtsstunde von Clickball – eine ideale Verbindung aus Ballsport und dem lauten, markanten Geräusch beim Tippen des Balles auf dem Sandpapierschläger.